Wo die Schlange auf dem Heuberg wohnt

Eschwege: Im Ginsterweg 1-3 freuen sich die Mieter der Wohnstadt über eine neue Freifläche / Die alten Gebäude, die hier mal standen, vermisst niemand

Wo die Schlange auf dem Heuberg wohnt

Gruppenbild mit Ginsterschlange: von links Bürgermeister Alexander Heppe (hinten), die Künstler der Ginsterschlange Athanassios und Steffen Tsamaltoupis sowie Caroline Bohlmann und der Leiter des Kasseler Regionalcenters der Wohnstadt Jürgen Bluhm.

Der Abriss dreier Wohngebäude mit 18 Wohnungen auf dem Heuberg in Eschwege hatte vor zwei Jahren für ein großes Medienecho gesorgt. War es doch die erste öffentlich geförderte Rückbaumaßnahme in Hessen als Folge des demografischen Wandels im Werra-Meißner-Kreis. Unter Mitwirkung von Anwohnern, der Stadt und dem Quartiersmanagement Heuberg hat das Wohnungsunternehmen Wohnstadt an Stelle der ehemaligen Gebäude eine multifunktionale und künstlerisch gestaltete Freifläche angelegt. Bürgermeister Alexander Heppe und der für Nordhessen zuständige Regionalcenterleiter der Wohnstadt, Jürgen Bluhm, übergaben gestern die neue Attraktion des Quartiers an die Anwohner.

Blickfang der Freifläche ist die sogenannte Ginsterschlange, eine mit Keramikmosaiken verzierte Holzskulptur, die zum Sitzen und Spielen einlädt. Der Entwurf des Schlangenkörpers stammt von Athanassios und Steffen Tsamaltoupis, für die Holzbrandkeramik zeichnet Caroline Bohlmann verantwortlich. Die Künstler kommen selbst aus Eschwege. Bohlmann und die Quartiersmanagerin für den Heuberg, Doreen Köhler, hatten Anwohner und Schüler des Heubergs an den Keramikarbeiten beteiligt. „Das war uns von Anfang an wichtig“, betont Bluhm, „denn Beteiligung schafft Identifikation, mit der Freifläche und letztendlich auch mit dem Quartier Heuberg. Schon vor dem Abriss der Gebäude haben wir mit den Anwohnern intensiv diskutiert, was an dieser Stelle einmal entstehen könnte und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.“ Das sind neben der bespielbaren Kunst vor allem viel attraktives Grün, ein Platz für sportliche Aktivitäten auf dem ansonsten eher abschüssigen Gelände des Heubergs sowie 10 zusätzliche Parkplätze. Rund 128.000 Euro hat die Wohnstadt in dieses Projekt investiert. „Die Freiflächenplaner der Wohnstadt haben die Multifunktionsfläche mit Fußwegen, Trockenmauern, Treppen und Bepflanzungen wirklich abwechslungsreich gestaltet“, findet auch Bürgermeister Heppe, der froh ist, dass die Rückbaumaßnahme sich auch für das Stadtbild positiv auswirkt. „Wir werden uns angesichts der demografischen Entwicklung und dem damit verbundenen Bevölkerungsrückgang nicht nur im Werra-Meißner-Kreis immer häufiger mit der Frage beschäftigen müssen, ob Rückbau von Wohngebäuden nicht die sinnvollere Alternative zu Leerstand und Verfall ist. Hier auf dem Heuberg haben wir nun ein gelungenes Beispiel, wie man mit der sinnvollen Nutzung von freiwerdenden Flächen ein Stadtquartier aufwerten und die Wohnqualität erhalten kann.“

Beteiligung der Bürger ist wichtig

Die Wohnstadt bewirtschaftet in Eschwege annähernd 900 Wohnungen – davon 467 im Quartier Heuberg. Die Siedlung entstand vorrangig in den 1950er und 1960er Jahren und galt lange als beispielhafte „Wohnsiedlung im Grünen“. Nun stehen dort knapp 16 Prozent der Wohnungen leer. Eine zeitgemäße Sanierung der drei Gebäude im Ginsterweg 1-3 hätte in keinem Verhältnis zur lokalen Nachfrage-Situation gestanden. Die Wohnstadt entschied sich daher im August 2010 für einen in Hessen bislang ungewöhnlichen Schritt: den Rückbau der Gebäude mit insgesamt achtzehn Wohnungen. Erfahrungswerte lagen bereits vor: Im Zuge von Stadtumbau-Projekten im thüringischen Gotha hatte das Unternehmen ebenfalls Rückbauten vorgenommen. Schon im Juni wurde damals die Öffentlichkeit informiert und Anwohner eingeladen, ihre Wünsche für die Nutzung des frei werdenden Areals zu äußern. Dabei zeigte sich, dass nicht nur viele diese Gelegenheit der aktiven Kommunikation nutzen, sondern auch den Abriss befürworteten. Jürgen Bluhm zieht heute ein positives Resümee: „Wir konnten zeigen, dass Rückbau nicht Rückzug bedeutet und man auch für eigentlich unpopuläre Maßnahmen Zustimmung findet, wenn man Bürger früh und intensiv beteiligt.“ Das Bundesland Hessen unterstützte den Abriss und den Umbau des Quartiers als Ordnungsmaßnahme mit Mitteln aus dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“. Die förderfähigen Kosten betragen 233.000 Euro.

Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt
Die Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Frankfurt/Main, bietet seit 90 Jahren umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Bauen und Entwickeln. Sie beschäftigt rund 660 Mitarbeiter. 2005 erwarb die Nassauische Heimstätte die Anteile des Landes Hessen an der Wohnstadt Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft Hessen mbH, Kassel. Durch den Zusammenschluss avancierte sie zu einem der führenden deutschen Wohnungsunternehmen: der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt mit 62.500 Mietwohnungen in 150 Städten und Gemeinden. Diese werden aktuell von rund 260 Mitarbeitern – in vier Regional- untergliedert in 13 Service-Centern – betreut. Aus der gestiegenen Nachfrage heraus entwickelte sich im folgenden Jahr die Marke „NH ProjektStadt“. Dort werden Kompetenzfelder gebündelt, um nachhaltige Stadt- und Projektentwicklungsaufgaben sowie Consulting-Aktivitäten im In- und Ausland durchzuführen.

Kontakt:
Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH
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